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Lorenz-Dittlbacher, Lou: Der Preis der Macht

LOU LORENZ-DITTLBACHER: DER PREIS DER MACHT
Österreichische Politikerinnen blicken zurück
Residenzverlag, 276 S., ©2018

Die bekannte ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher hat sich gefragt, warum es in Österreich noch nie eine Bundespräsidentin, noch nie eine Kanzlerkandidatin gab. Also interviewte sie Frauen, die diesen Machtpositionen am nächsten waren. Sie führte Gespräche mit Gabi Burgstaller, Brigitte Ederer, Benita Ferrero-Waldner, Waltraud Klasnic, Ulrike Lunacek, Maria Rauch-Kallat, Susanne Riess und Heide Schmidt. 
Diese ehemaligen Spitzenpolitikerinnen erzählen von ihrem Aufstieg, von verpassten und ergriffenen Chancen, von Männernetzwerken, dem Abschied von der Macht und der Neuorientierung danach. 
Die große Stärke des Buches ist, dass die Interviewten sehr offene Einblicke in Ihre Lebensläufe gewähren. Es sind sehr persönliche Erzählungen über Kindheit, Politisierung, persönliche Niederlagen und Kränkungen. Ungewöhnliche Einblicke von Frauen, die die Republik maßgeblich mitgestaltet haben. 
Gemeinsam ist allen die Erfahrung, wie sehr Männer sie klein zu halten versuchten. Offensichtlich wird, dass Frauen in der Politik sehr viel mehr leisten müssen und dass Macht für Frauen eine andere Bedeutung hat. Gabi Burgstaller: „Für mich ist Macht die Zuordnung, dass ich was machen kann, Lösungen finden, das Richtige tun können. Macht ist dazu da, zu gestalten. Für Männer bedeutet Macht schon sehr stark, im Vordergrund zu stehen. Ein Monolith sozusagen, der fest verankert ist, den man nicht umgehen kann.“ Ein großartiges Buch, das das Feld der Politik und die Zeitgeschichte in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.