MONIKA HELFER: DIE BAGAGE
Hanser Literatur Verlag, 160 S., ©2020
Monika Helfer lebt als Schriftstellerin mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Michael Köhlmeier in Vorarlberg. Im Mittelpunkt des teils autobiografischen, teils fiktiven Romans steht die Familie ihrer Mutter und ihrer Großeltern.
Es ist die Zeit kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern arm und isoliert hoch oben am Berg. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Dass ausgerechnet Maria mit einer außergewöhnlichen Schönheit gesegnet ist, passt der Dorfgemeinschaft so gar nicht. Kein Mann der Maria nicht begehrt. Maria jedoch liebt nur Josef. Josef wird zur Armee eingezogen. Zurück bleiben Maria und die Kinder, die vom Schutz des Bürgermeisters abhängig werden. Es dauert nicht lange, bis die Gerüchteküche zu brodeln beginnt. Denn Maria erwartet ein Kind. Dass Josef der Vater ist will niemand glauben. Das Kind ist Grete, die Mutter von Monika Helfer, ein Kind mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird.
Die ländliche Idylle trügt. Hinter der Schönheit der Landschaft hat die Literaturgeschichte immer wieder die Enge, die starren Konventionen des Dorflebens sichtbar gemacht. Ein schmales Buch das von großen Gefühlen erzählt: Liebe, Wut, Neid und Trauer. Eine packende, berührende, liebenswert verfasste Familiengeschichte der Autorin. Ein wunderbares Buch.