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Breitenfellner, Kirstin: Maria malt

KIRSTIN BREITENFELLNER: MARIA MALT
PICUS VERLAG, 464 S., ©2022

Ein großer Roman über eine große Künstlerin: Maria Lassnig, eine der wichtigsten österreichischen Malerinnen, in einer wahrhaftigen Biografie. Die Autorin hat aus Tagebüchern und Interviews ein feinfühliges Porträt der Künstlerin und ihrer Zeit gestaltet. Maria ist ein uneheliches Kind, und das schon in der dritten Generation. Niemand ahnt, was in dem schweigsamen, störrischen Kind schlummert, dem die Mutter, um es zu beschäftigen, Papier und Bleistift gibt. Der Weg an die Wiener Akademie ist Maria nicht vorgezeichnet. Sie studiert dort in den finsteren Jahren 1941 bis 1944. Nach dem Krieg steigt sie zum skandalumwitterten Provinzstar in der Kärntner Landeshauptstadt auf, geht eine Beziehung mit einem traumatisierten jungen Dichter ein und danach mit einem zehn Jahre jüngeren Schüler, Arnulf Rainer. Maria und Arnulf inspirieren sich gegenseitig, werden aber auch zu Konkurrenten. Klagenfurt wird rasch zu klein. Aber ist es in Wien besser? Jedenfalls für Arnulf, der besser auf der Klaviatur des Kunstmarkts spielt. Künstlerinnen bringt die Männergesellschaft wenig Wertschätzung entgegen. Maria malt. Maria kämpft. Aber sie kommt kaum weiter. Nicht in der Kunst und nicht in der Liebe. 1960 verlässt sie Wien, geht nach Paris und von da aus weiter nach New York, von wo sie zwanzig Jahre später zurückgeholt wird – als erste Professorin für Malerei im deutschen Sprachraum. In einem Alter in dem andere in Pension gehen, mit 60. Mit beinahe achtzig zieht sie Bilanz. Was sie nicht weiß: Ihre eigentliche Karriere als Künstlerin liegt noch vor ihr. Das Buch hat mich berührt und in ihren Bann gezogen, mir nicht nur die Kunst der Lassnig nähergebracht, sondern auch die Frauenbewegung und die Kunstszene der Nachkriegszeit. Eine Künstlerin, die allen Widrigkeiten zum Trotz, unbeirrt ihren Weg geht. Großartige Leseempfehlung, nicht nur für Kunstinteressierte!