BUCHTIPP: TOXISCHE POMMES: EIN SCHÖNES AUSLÄNDERKIND
Zsolnay Verlag, 208 S., ©2024
Toxische Pommes ist der Künstlername einer österreichischen Kabarettistin, Satirikerin, TikTokerin und Schriftstellerin. Während der Covid-Pandemie erlangte sie mit ihren humorvollen TikTok-Videos große Popularität. In ihrem Debütroman thematisiert sie unterhaltsam und authentisch die Integrationserfahrungen ihrer Familie und ihre Bemühungen, vom Kindergarten bis zur Matura, stets das perfekte Migrantenkind zu sein, um nicht abgeschoben zu werden. "Ich hatte es geschafft. Ich hatte alles erreicht, wofür meine Eltern und ich ein Leben lang hart gearbeitet hatten“, schreibt sie zu Beginn. Die Familie ist vor dem Krieg in Ex-Jugoslawien nach Österreich geflohen und zufällig in einem Einfamilienhaus in Wiener Neustadt gelandet. Die Lehrerin Renate braucht dringend eine Haushaltshilfe. Zwar kann die Familie dort wohnen, doch die Gastfamilie nutzt ihre prekäre Situation schamlos aus. Fortan bestimmen die Arbeits- und Putzpläne von Renate ihren Tagesablauf. In Kroatien waren sie hochqualifizierte Akademiker: die Mutter Apothekerin, der Vater Ingenieur, die Tochter eine Einser-Schülerin. In Österreich wurden sie nur zum Putzen gebraucht. Der Vater fand keine Arbeit, weil viele der Meinung waren „die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“. Nach vielen Jahren gelang es der Mutter schließlich als Apothekerin zu arbeiten. Die Familie konnte sich endlich eine eigene Wohnung leisten. Der Vater zog sich immer mehr zurück und wurde zum Hausmann, der die Familie nach Kräften unterstützte. Toxische Pommes bietet interessante Einblicke in die österreichische Gesellschaft und Politik der 1990er Jahre. Das Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt und berührt. Eine klare Leseempfehlung!
-> Toxische Pommes kommt nach Ottensheim: 22.10.2024, 19:30 Uhr im Alten Bauhof. Eine Veranstaltung des Literaturschiffs.
LESEPASS REKORD AUSLEIHEN
In diesem Jahr haben viele Kinder an unserer Sommerleseinitiative teilgenommen. Mit insgesamt 1247 Ausleihen können wir eine Rekordbeteiligung vermelden. Die Lesepässe wurden an das Land Oberösterreich retourniert und nehmen an der großen Schlussverlosung teil. 100 Gewinner:innen erhalten als Dankeschön und Motivation zum Weiterlesen einen Buchpreis per Post. 50 Kindern wird im Rahmen der Veranstaltung der Preis persönlich überreicht. Wir wünschen allen viel Glück bei der Verlosung. Eines steht jetzt schon fest: Gewinner sind alle Kinder, die viel und gerne lesen!
MARYANNE WOLF: DAS LESENDE GEHIRN
Wie der Mensch zum Lesen kam – und was es in unseren Köpfen bewirkt
Spektrum Akademischer Verlag, 349 S., 2009
Die Neurowissenschaftlerin und Kognitionsforscherin Maryanne Wolf beschreibt in ihrem Buch die enorme Leistung des lesenden Gehirns. Lesen aktiviert die außergewöhnliche Fähigkeit des Gehirns, neue kreative Verbindungen zwischen den verschiedenen Hirnregionen herzustellen. Und das ein Leben lang. So können wir Informationen verarbeiten, Sprache verstehen und denken. „Wir werden nicht als Leseratten geboren“, heißt es gleich zu Beginn. Denn Lesen ist nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Die Entwicklungsschritte zum Leseexperten beginnen nicht erst in der Schule, sondern bereits im Kleinkindalter. Lesen beginnt, wenn ein Baby auf dem Schoß sitzt und einer Geschichte lauscht. Kinder, die einen großen Wortschatz aufbauen können, die viele Wörter hören und ihre Bedeutung verstehen, die mit Ideen und Gedanken in Berührung kommen, haben einen klaren Vorteil auf ihrem Bildungsweg. Leseanfänger auf der ganzen Welt müssen lernen, alle für das Lesen notwendigen Wahrnehmungs-, Erkenntnis-, Sprache- und Bewegungssysteme miteinander zu verknüpfen. Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für „das Wunder Lesen“. Die Wissenschaftlerin betont, dass wir nicht zulassen dürfen, dass andere Kommunikationsformen das Lesen verdrängen. Wolf bezeichnet das Lesen als das mächtigste Werkzeug, das unser Geist besitzt, um selbstständig zu denken. Sie warnt davor, diese Fähigkeit im Zeitalter des flüchtigen digitalen Lesens aufs Spiel zu setzen. Und damit auch das Denken, das zum Lesen gehört. Wer sich schon immer gefragt hat, wie Lesen und Schreiben funktioniert und was Legasthenie ist, findet hier auf unterhaltsame und anschauliche Weise Antworten.
GENRE SACHBUCH
Wir laden Sie sehr herzlich ein, unsere interessante Sachbuchecke zu erkunden. Wir bieten eine gute Auswahl zu den verschiedenen Wissensthemen in den Bereichen Psychologie, Pädagogik, Philosophie, Geschichte, Gesundheit, Biografien, Naturwissenschaften, Klima, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik uvm.
Öffnungszeiten: Di 17-20 Uhr, Do 10-14 Uhr, Fr 14-19 Uhr
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Maria Kaser
Das Team der Bibliothek Ottensheim