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GZ Nr. 397 vom 03/2020

BUCHTIPP 
MARTIN POLLACK: DIE FRAU OHNE GRAB
Zsolnay Verlag, 179 S., ©2019
 
Martin Pollack, Jahrgang 1944, Osteuropa-Historiker und Schriftsteller ist vielfach ausgezeichnet für seine dokumentarischen Erzählungen, die vor allem die lange vernachlässigten Regionen Osteuropas in den Blick nehmen. Besondere Aufmerksamkeit erregte sein Bericht „Der Tote im Bunker“ (2004), in dem er der Nazi-Karriere seines leiblichen Vaters Gerhard Bast nachforscht, eines SS-Sturmbannführers und Gestapo-Chefs, der für Deportationen von Juden, für Massaker und Geiselerschießungen im Osten verantwortlich war und 1947 ermordet wurde. 
 
Jetzt ist ein weiterer Teil dieser Familiengeschichte erschienen. 
In „Die Frau ohne Grab“ erforscht Martin Pollack das Leben seiner Großtante Pauline Bast, die im Ort Laško/Tüffer als Angehörige der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien lebte. Ein mitteleuropäisches Schicksal: geboren als Österreicherin, dann Staatsbürgerin des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, nach 1941 Deutsche, 1945 ermordet. Dabei hat Großtante Pauline ihren Heimatort kaum jemals verlassen. Im Gegensatz zu ihren Brüdern die Nationalsozialisten waren, hat sie sich nichts zuschulden kommen lassen und ist in einem Internierungslager 70-jährig zu Tode gekommen.
 
Der Autor erzählt spannend und aufschlussreich am Beispiel seiner eigenen Familie die ganze grausame und wechselvolle Geschichte der Volksgruppen in Slowenien. Martin Pollack sagt, „ich bin davon überzeugt, dass wir heute alle Geschichten erzählen können, vielleicht sogar müssen. Ohne Zorn und Eifer. Ohne etwas zu verschweigen oder auszublenden.“ Ein berührendes Buch. Bewundernswert und beeindruckend ist die kompromisslose Bereitschaft Martin Pollacks, sich seiner eigenen schwierigen Herkunft zu stellen. Ich freue mich sehr, dass er bei uns zu Gast ist:
 
ABGESAGT: LITERATUR-MATINEE MIT MARTIN POLLACK AM SONNTAG, 19. APRIL, 10:30 IN DER BIBLIOTHEK OTTENSHEIM - „DIE FRAU OHNE GRAB“.
 
GERÄT DAS LESEN IM ZEITALTER VON GAMING, SMARTPHONE UND STREAMING GÄNZLICH INS HINTERTREFFEN? VERLIERT LITERATUR UND LESEN IMMER MEHR AN BEDEUTUNG?
Im ORF-Kultur-Montag vom 17.2.20 wurde die Lesekompetenz der ÖsterreicherInnen unter die Lupe genommen. Der Mangel an Lesekompetenz spiegelt sich in der PISA-Studie wieder, und laut OECD-Studie gibt es hierzulande eine Million erwachsene Menschen die nur eingeschränkt lesen und schreiben können. 
Das Fundament um Klassiker und Werke von zeitgenössischen AutorInnen sinnerfassend lesen zu können, wird nicht in der Schule sondern im Elternhaus gelegt. Die Lesefrühförderung beginnt bereits im Kleinkindalter. Das Bilderbuch, das angesehen wird, die Geschichte, die vorgelesen oder erzählt wird, macht neugierig auf die Welt. Das heißt, das Vorlesen der Eltern und vor allem lesende Eltern sind sehr wichtig. Bildungsexperten meinen, wenn die Eltern regelmäßig 15 Minuten jeden Tag, jedem Kind vorlesen, dann kommen die Kinder mit ganz anderen Bildungsvoraussetzungen und Interesse am Buch und am Lesen in die Schule. 
Lesende Kinder tun sich nicht nur beim Aufsatzschreiben leichter, Lesen ist nicht nur Grundstein für schulischen Erfolg, Literatur stärkt auch die soziale Kompetenz. Denn durch Literatur lernen wir, uns auf das Gegenüber einzulassen, uns einzufühlen und es regt das Vorstellungsvermögen an. 
Kinder lieben das Vorlesen, das Sprechen über Bücher und Geschichten. Eine kuschelige Ecke, ein passendes Buch und los geht’s. Ob Nils Holgerson, Ronja Räubertochter, Grimms Märchen oder die Feuerrote Friederike – das Vorlesen lässt gemeinsame Leseerlebnisse entstehen, an die wir uns im späteren Leben wieder gerne erinnern. Die schönsten Vorlesebücher gibt’s bei uns in der Bibliothek! ALSO LIEBE ELTERN: LEST EUREN KINDERN VOR!
 
WIR FREUEN UNS, DASS WIR AUCH IM JAHR 2019 DIE ENTLEHNZAHLEN WIEDER STEIGERN KONNTEN
Die Entlehnstatistik signalisiert uns: die Bibliothek Ottensheim ist beliebt. Unser Angebot, die Bücher, die Medienvielfalt, Leseförderung, Klassenbesuche, Schulbibliothek, unsere bibliothekarische Arbeit wird von der Bevölkerung offenbar gerne angenommen. Das freut uns besonders. Wir haben 23.385 Entlehnungen durchgeführt, um 1.479 mehr als im Jahr zuvor. Der Hauptanteil der Steigerungen ist auf die Entlehnungen der Kinder und Jugendlichen zurückzuführen. Sie sind mit 62% unsere Hauptbenutzergruppe, 38% sind Erwachsene. Schön zu sehen ist auch, dass viele Kinder selbständig, ohne Hilfe ihrer Eltern, den Weg in die Bibliothek, zu „ihrem“ Buch finden. 
 
Öffnungszeiten: Di 17-20 Uhr, Do 10-14 Uhr, Fr 14-19 Uhr
Wir beraten Sie gerne und freuen uns auf Ihren Besuch! 
Maria Kaser und das Team der Bibliothek Ottensheim