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Monika Gschaider: Die Bibliothek war ihr Leben

Wir sind fassungslos, dass unsere liebe Kollegin, ehrenamtliche Bibliothekarin und Schulbibliothekarin MONIKA GSCHAIDER, am 25.11.2020 unerwartet aus unserer Mitte gerissen wurde. Unser tiefempfundenes Beileid gilt ihrem Mann Wolfgang Gschaider und ihrer Familie. Monika wird uns sehr fehlen, sie wird im Bibliotheksteam eine große Lücke hinterlassen. 
 
Monika Gschaider war eine herzliche, humorvolle, motivierende, vielseitig interessierte, couragierte und unterstützende Frau. Ihre Tatkraft und ihren Mut, trotz Krankheit ihre Lebensfreude und ihre Interessen zu leben, kann ich nur bewundern.  
 
Ihre große Leidenschaft galt der Bibliotheksarbeit. Das Credo der jungen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai aus Pakistan trifft es meines Erachtens am besten, worauf es Monika ankam: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.“ Denn die Bildung der jungen Menschen war ihr ein Herzensanliegen, egal welcher Herkunft. Sie war überzeugt, Kinder wollen lernen „und das lässt mein Herz hüpfen“, sagte sie immer wieder. Mit voller Hingabe unterstützte sie geflüchtete Kinder und Jugendliche im Lehrfach Deutsch, damit diese ihren Platz in Schule und Berufsleben finden. Für dieses großartige Engagement bekam sie 2012 den Solidaritätspreis der KirchenZeitung im Linzer Landhaus verliehen. Dass Besondere an Monika war, dass sie jedem Kind viel Aufmerksamkeit schenkte. Empathisch, klug und immer gut gelaunt ermunterte sie die Kinder ihren Interessen nachzugehen. Die Lesefreude der Kinder zu wecken war ihre oberste Prämisse.  
 
Monika Gschaider war eine Visionärin. 
Mit Weitblick hat sie in den 1990er Jahren in der HS-Ottensheim die erste Schulbibliothek gegründet, mit Regalen eingerichtet und noch per Hand Karteikarten geführt. Ihrem Engagement und ihrer Überzeugungskraft haben wir es zu verdanken, dass es in Ottensheim seit 2012 eine Öffentliche Bibliothek gibt. Sie war der Überzeugung, dass das Lesen, die Beschäftigung mit Büchern den Kindern nicht nur schulischen Erfolg bringt, sondern insgesamt für eine moderne, aufgeklärte Gesellschaft unerlässlich ist. 
 
Ich lernte Monika im Juni 2012 bei meiner ersten Teamsitzung als Bibliotheksleiterin kennen, als sie sich mir mit den Worten vorstellte „Ich bin so froh, dass du unsere Bibliotheksleiterin bist.“ Auf diese unterstützende Kraft konnte ich von meinem ersten Arbeitstag an zählen. Für mich als Bibliotheksleiterin war sie meine ganz große, unersetzliche Stütze, die mir immer mit Rat und Tat aus ihrem reichen Erfahrungsschatz zur Seite stand. Ich habe wahnsinnig viel von ihr gelernt und bin dankbar für diese Jahre der inspirierenden und liebevollen Zusammenarbeit.
Monika machte jeden Donnerstag von 10-14 Uhr Bibliotheksdienst. Sie begrüßte uns fröhlich mit einem „Hallo, wie geht’s euch denn“ und sorgte damit gleich einmal für gute Stimmung. Gemeinsam mit Ingrid Ambos waren wir ein eingespieltes Team, das sich um die Kinder und StammkundInnen kümmerte. Meist in gelben oder bunten Farben gekleidet, mit leuchtenden Ohrringen behängt, war Monika eine prägende Erscheinung. Schnell wurden die letzten Neuigkeiten ausgetauscht oder ein gelesenes Buch besprochen, bevor die Schul- und Kindergartenkinder hereinstürmten. Es machte ihr besondere Freude, wenn die Kinder etwas wissen oder ihr einfach etwas erzählen wollten. Dann war Monika in ihrem Element. Umringt von Kindern in den Regalen. Und sie hörte jedem Kind aufmerksam zu.
 
Durch ihre fröhliche Art, durchs vorlesen, ausgestattet mit reichem Wissen über Kinderbücher, schaffte sie es, Kindern das Lesen schmackhaft zu machen. Wenn diese zufrieden bepackt mit neuen Büchern die Bibliothek wieder verlassen haben und etwas Ruhe eingekehrt ist, war es Monika die zu Mittag sagte „Wollt‘s heute keinen Kaffee trinken?“, was unser liebgewonnenes wöchentliches Ritual einläutete: Kaffeepause mit selbstgebackenen Kuchen von Ingrid Ambos. Dann erzählte uns Monika von ihren geliebten Burgtheaterbesuchen, von besonderen Inszenierungen oder Kunstausstellungen, den Lesevorlieben ihrer Enkelkinder oder den Lernfortschritten „ihrer Schützlinge“, denen sie wöchentlich bei den Hausaufgaben half. 
 
Monika arbeitete in der Bibliothek tatkräftig mit, wo immer sie konnte und brachte sich mit vielen Ideen in die Teamarbeit ein. Es machte ihr besondere Freude, wenn sie KundInnen ihre Lieblingsbücher empfehlen konnte. Viele vertrauten hier nur ihrer Expertise. Monika war sehr belesen und kannte sich ausgezeichnet in der Literatur aus. Ich konnte mit ihr viele Gespräche über die Literaturszene, Neuerscheinungen und Autoren führen, sie war immer offen für neue Entwicklungen am Buchmarkt. Sie liebte insbesondere schön illustrierte, künstlerisch gestaltete Bilderbücher und gestaltete liebend gern unsere Thementische. 

Monika setzte sich mit Leidenschaft dafür ein, dass wir Lesungen durchführen. Gerne übernahm sie dabei die Gastgeberrolle, half bei den Vorbereitungen, sorgte mit Blumen für einen würdigen Rahmen der Veranstaltungen und kam gerne mit den AutorInnen ins Gespräch. Monika nahm auch gerne an Weiterbildungsveranstaltungen und Ausflügen teil. Unser jährlicher Besuch von „Perlen sammeln, neue Belletristik im Fokus“, der gemeinsame Besuch von „Literatur im Nebel“ nach Heidenreichstein, zum Literaturfestival Krems und der Besuch der Leipziger Buchmesse werden mir immer in wunderbarer Erinnerung bleiben. 

Jutta Rabeder, MS-Direktorin Puchenau, berichtet aus ihrer gemeinsame Zeit als Schulbibliothekarin und ihrer Vision einer Öffentlichen Bibliothek: „Monika machte damals die Ausbildung zur Schulbibliothekarin und war damit sicher eine der ersten. Sie hat das mit so viel Engagement und Liebe zu den Büchern und zu Kindern getan, dass auch ich im ersten Jahr an dieser Schule die Ausbildung in Wels begonnen habe. Damals gab es schon Pläne im Gemeinderat für eine öffentliche Bibliothek. An der Schule führte Monika liebevoll die Schülerbücherei, motivierte viele Kinder zum Lesen, plante Lesungen mit Kinder- und Jugendbuchautoren, machte Buchausstellungen, auch den ersten Schüler PC gabs bei ihr in der Bücherei. Viele Jahre haben wir gemeinsam dann die Schulbibliothek geführt, die Zusammenarbeit war inspirierend und konstruktiv. Sie hatte so viele Ideen und war bis zu ihrer Pensionierung offen für Neues. Es dauerte dann noch sehr, sehr lange, bis es endlich so weit war -  die öffentliche Bibliothek sollte gebaut werden. Ich denke, wir haben es Monika zu verdanken, dass die öffentliche Bibliothek genau an der Stelle gebaut wurde, wo sie jetzt ist. Denn sie setzte sich vehement dafür ein, dass es nicht mehrere kleine Bibliotheken im Ort gibt (Schulbibliothek, Pfarrbibliothek), sondern dass alle in einem schönen, hellen Raum zusammengeführt werden sollten. Und für sie war es klar, das muss ein Ort sein, der zentral ist und wo Schüler, Lehrer und alle anderen Ottensheimer leicht Zugang finden.“
 
Wir werden Monika Gschaider sehr vermissen. 
Maria Kaser, Bibliotheksleiterin
Im Namen des Teams der Öffentlichen Bibliothek Ottensheim